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 Geschichte,Herstellung,Eigenschaften

Geschichte:

Anfang des 20. Jahrhunderts experimentierte der englische Chemiker Frederick Stanley Kipping mit Silicium und seinen Verbindungen. Er stellte
zunächst eine große Anzahl an Siliciumkohlenstoffverbindungen her und entdeckte dabei harzartige Produkte, die er als „silicon ketones“
bezeichnete. Der US-amerikanische Chemiker Eugene G. Rochow und der deutsche Chemiker Richard Müller fanden im Jahre 1940 fast gleichzeitig eine
Möglichkeit zur großtechnischen Herstellung der Methylchlorsilane, wichtige Zwischenprodukte zur Herstellung der Silikone. Das
Herstellungsverfahren wird seither als Müller-Rochow-Synthese bezeichnet.

Richard Müller führte seine Experimente in der Radebeuler Chemischen Fabrik v. Heyden durch, dem späteren Arzneimittelwerk Dresden.

Richard Müller über seine Entdeckung:

„Allerdings war diese Entdeckung eher ein Zufallsprodukt. Ich hatte im Jahr 1932 die Idee, einen künstlichen Nebel zu erfinden, um ganze
Städte damit einzuhüllen, falls es jemals wieder einen Krieg geben würde. Damals gab es ja noch keinen Radar. Doch heraus kam immer nur ein
schneeweißes Gas. Nach jahrelangen Versuchen – inzwischen schrieben wir das Jahr 1941 – führte ich die Untersuchungen in eine andere Richtung
fort. Da entdeckte ich schließlich eine zähe weiße Masse – das Silikon“.

Trotz großer Probleme in der damaligen sowjetischen Besatzungszone und in der DDR gelang es Müller im „Schwerchemikalienwerk der Heyden AG“ in
Nünchritz, eine Silikonproduktion in Gang zu setzen und die Gründung eines „Instituts für Silikonchemie“ zu veranlassen. Schließlich
erkannte die DDR-Führung die Bedeutung des Silikons und damit Richard Müllers. So bekam er 1951 den Nationalpreis verliehen.

Eines der Produkte des Nünchritzer Werkes wurde damals im Einzelhandel unter dem Namen Cenusil angeboten. Heute gehört das Werk am Standort
Nünchritz zur Wacker Chemie AG. Nach völligem Neubau der Anlagen werden wieder Silikone hergestellt.

Die Weltproduktion an Silikonen ist in ständiger Zunahme begriffen. Sie stieg zwischen 1974 und 1986 von 130.000 auf 430.000 t im Jahr. Heute
entfallen ca. 65 % der Silikonerzeugung auf Silikonelastomere (RTV, HTV, LSR), 25 % auf Silikonöle und -fette sowie 10 % auf Silikonharze und
Spezialprodukte. Neuere Entwicklungen auf dem Sektor betreffen den Einsatz neuer Monomerer mit organofunktionellen Gruppen (Chloraromaten,
Estern, Epoxiden, Vinyl-, Allyl-, Amino-, Carboxy- oder Alkoxygruppen), die Einbeziehung von Silazanen, Boraten, Carboranen, von Silanen
mit leicht hydrolysierbaren Gruppen (Alkoxy) für Haftvermittler, von Sulfonsäuregruppen für Silikontenside usw.

Struktur:



Silikone bestehen aus einzelnen Siloxaneinheiten. Dabei sind die Siliciumatome, die durch das Ausbilden von Bindungen zu Sauerstoff ihr Oktett
(Elektronenschale) nicht erreichen, mit organischen Resten abgesättigt.

Die Zusammensetzung der Siloxaneinheit ergibt sich unter Berücksichtigung der Tatsache, dass jedes Sauerstoffatom als Brückenglied zwischen je
zwei Siliciumatomen liegt: RnSiO(4–n)/2 (n=0, 1, 2, 3), d. h. dass eine Siloxaneinheit ein bis vier weitere Substituenten aufweisen kann,
je nach Anzahl der frei gebliebenen Valenzen am Sauerstoff. Siloxaneinheiten können also mono-, di-, tri- und tetrafunktionell sein. In
symbolischer Schreibweise stellt man dies durch die Buchstaben M (mono), D (di), T (tri) und Q (quatro) dar: [M]=R3SiO1/2, [D]=R2SiO2/2,
[T]=RSiO3/2 und [Q]=SiO4/2. Ein aus Q-Einheiten konstituiertes Netzwerk entspräche Quarzglas.

Wie bei den organischen Polymeren basiert die Vielzahl der möglichen Verbindungen darauf, dass verschiedene Siloxaneinheiten im Molekül
miteinander verknüpft werden können. Angelehnt an die Systematik der organischen Polymere kann man folgende Gruppen unterscheiden:
Poly(dimethylsiloxan)
Poly(dimethylsiloxan)

* Lineare Polysiloxane mit der Bauform [MDnM] bzw. R3SiO[R2SiO]nSiR3 (Bsp. Poly(dimethylsiloxan))

* Verzweigte Polysiloxane die als verzweigende Elemente trifunktionelle oder tetrafunktionelle Siloxaneinheiten aufweisen. Bauform [MnDmTn].
Die Verzweigungsstelle(n) ist/sind dabei entweder in eine Kette oder einen Ring eingebaut.

* Zyklische Polysiloxane sind ringförmig aus difunktionellen Siloxaneinheiten aufgebaut. Bauform [Dn].

* Vernetzte Polysiloxane in dieser Gruppe sind ketten- oder ringförmige Moleküle mit Hilfe von tri- und tetrafunktionellen Siloxaneinheiten
zu planaren oder dreidimensionalen Netzwerken verknüpft. Für den Aufbau hochmolekularer Silikone sind Kettenbildung und Vernetzung die
dominierenden Prinzipien.

Silikone lassen sich weiter nach den am Silicium gebundenen Substituenten gliedern. Das Siloxangerüst kann verschiedene Kohlenwasserstoffe
beinhalten, siliciumfunktionelle und organofunktionelle Gruppen können vorhanden sein. Eine Unterteilung in nicht-, silicium- oder
organofunktionelle ist daher zweckmäßig.

Nomenklatur:

Die Bezeichnung Silikone leitet sich vom englischen „silicon ketone“ ab. Einfache lineare Silikone sind nach dem Schema (R2SiO)n aufgebaut und
R2SiO entspricht der allgemeinen Formel für Ketone R2C=O. Da Si-O-Doppelbindungen jedoch nicht stabil sind, ist diese Ableitung rein
formal. Si-O-Si-Bindungen, auf denen die Silikone beruhen werden als Siloxanbindung bezeichnet. Silikone sind daher Polyorganosiloxane.

Ein Polymer mit der allgemeinen Formel (CH3)3-Si-O-[(CH3)2Si-O]n-Si-(CH3)3 wird als Poly(dimethylsiloxan) bezeichnet. Nach den IUPAC-Regeln zur
Benennung linearer organischer Polymere müsste die Verbindung eigentlich Poly[oxy(dimethylsilylen)], nach den vorläufigen Regeln für
anorganische Makromoleküle catena-Poly[(dimethylsilicium)-m-oxo] genannt werden. Der internationale Freiname der Verbindung lautet Dimeticon.


In der Zahntechnik unterscheidet man auch zwischen A-Silikonen (additionsvernetzende Silikone) und K-Silikonen (kondensationsvernetzende
Silikone). K-Silikone setzen beim Abbinden eine Kondensationsprodukt, meist einen niedrigen Alkohol, frei.

Eigenschaften und Verwendung



Typischer Silikondichtstoff. Bei geringerem Kieselsäuregehalt lässt sich dieser Stoff auch flüssig gestalten.
Flüssiges Silikon auf gestopfter Steinwolle im Einsatz als Schott für Kabeldurchbruch in einer Betondecke mit 2-stündiger Brandrate.
Baustahl im Durchbruch bei einer Wand mit 90 minütiger Brandrate. Als Abschottungung oder Dichtstoff dienen hier ein Brandschützmörtel sowie ein
Silikon, welches unterhalb des Trapezbleches zum rauchdichten Raumabschluss angebracht ist.

Silikone sind wärmebeständig, hydrophob, dielektrisch und gelten in der Regel als physiologisch verträglich (nicht gesundheitsschädlich)
, weshalb sie für den Hautschutz, die kosmetische Hautpflege und plastische Chirurgie genutzt werden. Niedrigviskose lineare Silikone wie das
Dimeticon (siehe oben) werden gegen Meteorismus und Flatulenz sowie bei der Endoskopie eingesetzt. Zum Nachweis von Silikonen sind physikalische
Analysenverfahren einsetzbar, z. B. die IR-Spektroskopie und die Pyrolyse-Gaschromatographie. Die Molekülgewichtsverteilung ist mittels
Gel-Permeations-Chromatographie untersuchbar.

Flüssige Silikone wurden früher in der Kosmetik zur Unterspritzung von Falten genutzt. Dieses Verfahren ist heute unüblich, da das Material zum
Abwandern neigt, und sich dann an anderen Stellen als dem Injektionsort Granulome (kleine, nicht bösartige, aber störende Geschwülste)
bilden.

Für Silikon-Brustimplantate werden mit Silikongel gefüllte Silikonbeutel benutzt. Doch nicht nur für Silikonbrüste wird das Material beim
Menschen verwendet. Künstliche Herzklappen, Herzschrittmacher, Schwellkörperimplantate, Hautcremes, Gleitmittel für Spritzen usw. werden auch
aus Silikon hergestellt. Silikone haben gegenüber kohlenstoffbasierten Kunststoffen den großen Vorteil, dass das menschliche Immunsystem
kaum auf sie reagiert.

In der Zahnmedizin sind additions- und kondensationsvernetzende Silikone unerlässlich für die exakte Abformung der Zahnreihen und der Kiefer um
Präzisionsmodelle herstellen zu können.

Bei der Plastination werden Silikonharze zur Imprägnierung von verweslichen biologischen Präparaten verwendet.

Im Kunstguss wird Silikon zur Herstellung einer Negativform für den späteren Abguss von Skulpturen und Reliefs verwendet. Silikon zeichnet sich
dabei durch die Abzeichnungsgenauigkeit von Oberflächendetails aus und ist beim Aushärten der gegossenen Form praktisch schrumpffrei.

Im Rahmen der Rapid-Prototyping-Technologien werden polyadditionsvernetzende Silikone zur Herstellung von transparenten Formen verwendet. In
diesen Formen werden Prototypenteile oder Kleinserienteile gegossen. Als Gießharze werden hierfür spezielle Polyurethanvakuumgießharze
eingesetzt. Um einen blasenfreien Verguss von kompliziert geformten Teilen zu ermöglichen, findet der Verguss unter Vakuum in einer
Vakuumgießanlage statt.

Nach ihren Anwendungsgebieten lassen sich die Silikone in Öle, Harze und Kautschuke einteilen. Silikonöle, die zu Emulsionen, Antischaummitteln,
Pasten, Fetten und dergleichen verarbeitet werden, sind lineare Poly(dimethylsiloxane) mit der oben dargestellten allgemeinen Struktur. Es
kommen auch Poly(methylphenylsiloxane) zum Einsatz.

In der Orthopädietechnik werden sowohl kondensations- als auch additionsvernetzte Silikon meist zur Herstellung von Linern oder
Protheseninnenschäften aber auch in anderen Bereichen verwendet.

Silikonöl und Silikonfett:

Silikonöle stellen gewöhnlich klare, farblose, neutrale, geruchsfreie, hydrophobe Flüssigkeiten dar mit einer Molekülmasse von 1.000–150.000,
einer Dichte von 0,94–1,07 g/cm³ und Viskositäten zwischen 10 u. 1.000.000 mPa·s (nur wenig temperaturabhängig). Es gibt auch dünnflüssigere
Silikonöle bis hin zum einfachsten, dem Hexamethyldisiloxan mit einer Molekülmasse von 162, einer Dichte von 0,76 g/cm³, einer Viskosität
von 0,6 mPa·s, einer Wärmeleitfähigkeit von 0,1 W/(K·m) bei 50 °C, einem relativ geringem Flammpunkt von -1 °C, einer Brechzahl von 1,375 bei 25 °C, einer Dielektrizitätszahl von 2,18 bei 25 °C und 100 Hz und einer Oberflächenspannung von 15,9 mN/m. Silikonöle weisen zwischen -60
°C und bis 200 °C gute Schmiereigenschaften auf, die jedoch geringer sind als die von Mineralölen, und neigen nicht zum Verharzen. Sie
haben eine geringe Oberflächenspannung von 21,5 mN/m (bei 25 °C) oder weniger. Sie sind an der Luft dauerwärmebeständig bis ca. 180 °C, haben
Stockpunkte von -80 °C bis -40 °C, Siedepunkte >200 °C und sind löslich in Benzol, Toluol, Aliphaten und auch chlorierten
Kohlenwasserstoffen. Die Silikonöle sind wenig beständig gegen starke anorganische Säuren und Basen, jedoch gegen Salze, einige Oxidationsmittel
und Seifen, und sind gasdurchlässig.

Silikonöle werden als Grundlage für Entschäumerformulierungen, Hydrauliköl, Formtrennmittel, im Druckgewerbe als Inhaltsstoff für spezielle
Druckfarben für den wasserlosen Offsetdruck verwendet, zum Hydrophobieren von Glas (z. B. in der Pharmazie), Keramik, Textilien, Leder usw., als
Gleitmittel für die Kunststoffverarbeitung, Schmiermittel in Kunststoffgetrieben, Poliermittelzusatz für Autolacke, Leder und Möbel, als
Druckfarbenzusatz, zur Verhütung des Ausschwimmens von Pigmenten in pigmentierten Lacken, als Manometerflüssigkeit, Bestandteil von
Metallputzmitteln, Sammler bei Flotationsprozessen usw. verwendet.

Des Weiteren wird Silikonöl als Massageöl verwendet. Auch in Verbindung mit Latex-Kondomen als Gleitmittel können Silikonöle verwendet werden
(im Gegensatz zu Kohlenwasserstoffölen, welche das Kondom angreifen). Bei Kleidung aus Latex verhindert Silikonöl ein Verkleben oder
vorzeitiges Altern und sorgt für den bei dieser Kleidung gewünschten typischen starken Glanz. Bei enganliegender Kleidung aus Latex erleichtert
Silikonöl zudem das Anziehen erheblich. Die Transparenz von bestimmten Latexarten wird durch Auftragen von Silikonöl erhöht.

Im Fahrzeugbau werden Silikonöle höherer Viskosität als Fluid zur Drehmomentübertragung mit automatischem Drehzahlausgleich in sogenannten
Visco-Kupplungen als Achs- oder/und (in Verbindung mit einem) Zentraldifferential eingesetzt.

Silikonöle spielen ferner eine wichtige Rolle als Dielektrika (z. B. in Transformatoren), als Diffusionspumpenöle, Heizflüssigkeit und
Dämpfungsmittel. In Medizin und Kosmetik dienen Silikonöle als Bestandteil von Hautschutzsalben, Salbengrundlagen, zur Frisurstabilisierung, als
Fixateur für Duftstoffe und Bestandteil von Zahnpasten.

Mit Polyalkylenoxiden modifizierte Silikonöle eignen sich als Porengrößenregler (Stabilisatoren) bei der Herstellung von PUR-Schäumen. Durch
Einarbeiten geringer Mengen anorganischer Konsistenzregler erhält man Silikonpasten (enthalten z. B. hochdisperse Kieselsäuren) oder
Silikonfette (enthalten im allgemeinen Metallseifen). Silikonpasten finden als Schutz- und Dichtungspasten für empfindliche Metall- und
Apparateteile Verwendung, Silikonfette als Schmiermittel bei tiefen, hohen bzw. stark schwankenden Temperaturen, solche auf der Basis von
Polymethylphenylsiloxanen beispielsweise im Bereich von -70 bis +230°.

Silikonkautschuk und Silikongummi

Allgemein weisen Silikonkautschuke und Silikongummi eine Dichte von 1,1 bis 1,3 g/cm³ auf und sind von -60 °C bis 200 °C (Spezialtypen von -90
°C bis 250 °C) elastisch.

Silikonkautschuke sind in den gummielastischen Zustand überführbare Massen, welche als Grundpolymere Polydiorganosiloxane enthalten, die
Vernetzungs-Reaktionen zugängliche Gruppen aufweisen. Als solche kommen vorwiegend Wasserstoffatome, Hydroxylgruppen und Vinylgruppen in Frage,
die sich an den Kettenenden befinden, aber auch in die Kette eingebaut sein können. In dieses System sind Füllstoffe als Verstärker
eingearbeitet, deren Art und Menge das mechanische und chemische Verhalten der Vulkanisate deutlich beeinflussen. Silikonkautschuk und
Silikongummi können durch anorganische Pigmente gefärbt werden.

Man unterscheidet zwischen heiß- und kaltvulkanisierenden Silikonkautschuken (engl.: high/room temperature vulcanizing = HTV/RTV). Die
HTV-Silikon-Kautschuke stellen meist plastisch verformbare, eben noch fließfähige Materialien dar, welche hochdisperse Kieselsäure sowie als
Vernetzungskatalysatoren organische Peroxide enthalten und nach Vulkanisation bei Temperaturen größer 100 °C wärmebeständige, zwischen -100 °C
u. +250 °C elastische Silikonelastomere (Silikongummi) ergeben, die z. B. als Dichtungs-, Dämpfungs-, Elektroisoliermaterialien,
Kabelummantelungen und dergleichen verwendet werden.

Ein anderer Vernetzungsmechanismus besteht in einer meist durch Edelmetallverbindungen katalysierten Addition von Si–H-Gruppen an
siliciumgebundene Vinylgruppen, die beide in die Polymerketten bzw. an deren Ende eingebaut sind. Seit 1980 hat sich eine
Flüssigkautschuk-Technologie (LSR = Liquid Silicone Rubber) etabliert, bei der zwei flüssige Silikonkautschukkomponenten über
Additionsvernetzung in Spritzgießautomaten vulkanisiert werden. Bei den kalthärtenden oder RTV-Silikonkautschukmassen lassen sich Ein- und
Zweikomponentensysteme unterscheiden. Die erste Gruppe (RTV-1) polymerisiert langsam bei Raumtemperatur unter dem Einfluss von Luftfeuchtigkeit,
wobei die Vernetzung durch Kondensation von SiOH-Gruppen unter Bildung von Si–O-Bindungen erfolgt. Die SiOH-Gruppen werden durch Hydrolyse
von SiX-Gruppen einer intermediär aus einem Polymer mit endständigen OH-Gruppen und einem sogenannten Vernetzer R–SiX3 (X=–O–CO–CH3, –NHR)
entstehenden Spezies gebildet. Bei Zweikomponentenkautschuken (RTV-2) werden als Vernetzer z. B. Gemische aus Kieselsäureestern (z. B.
Ethylsilicat) und zinnorganische Verbindungen verwendet, wobei als Vernetzungsreaktion die Bildung einer Si–O–Si-Brücke aus Si–OR und Si–OH
durch Alkoholabspaltung erfolgt.

Die wohl bekannteste Verwendung findet sich im Baugewerbe als Dichtstoff zum Füllen von Fugen (siehe auch: Silikonfuge). Dort werden sie aber
auch zur Herstellung von Abform- und Vergussmassen und als Beschichtungsmassen für Gewebe verwendet. Abschottungen aus Silikon dienen der
Versiegelung von Durchbrüchen und Fugen in Wänden und Decken, die eine Brandrate aufweisen müssen. Hier dient das Silikon nicht alleine als
Abdichtung, sondern auch als Bestandteil eines Bauteils. Hier müssen die Silikone wenigstens eine Brandklasse B2 gemäß DIN 4102 erreichen,
welches durch ein amtliches Prüfungszeugnis von einem DIBt akkreditierten Materialprüfamt nachzuweisen ist. In Deutschland genügt
weitestgehend das B2-Prüfungszeugnis. Im Ausland besteht oft eine Zulassungspflicht für das Bauteil, wobei die Herstellung des Silikones selber
einer Fremdüberwachung unterzogen werden muss. In einer Brandprüfung (siehe Brandrate) ist das dem Feuer ausgesetzte Silikon schnell
verbraucht. Die dem Feuer abgewandte Seite ist allerdings in der Regel durch nichtbrennbare Isolierungen geschützt und dient dann als
Rauchbremse sowie als Barriere gegen den im NAFTA Bereich üblichen Löschwassertest. Der Einsatz des Silikonschaums ist in Deutschland als
Abschottung nicht zugelassen.

Silikonelastomerschläuche finden in der chemischen Industrie und Medizin (z. B. bei der Bluttransfusion), im Flugzeug- und Raketenbau etc.
Verwendung. Durch den Einbau von Kohlenstoff elektrisch leitfähig gemachte Silikonelastomere werden in Prozessrechnern, Hochfrequenzgeräten und
für Heizelemente, die Wasserkontakt haben, eingesetzt.

Aber auch als elastische Kuchenform findet das hitzebeständige Material Verwendung, als hitzebeständige Isolierung oder Schlauch (allerdings nur
mit geringer mechanischer Widerstandsfähigkeit) für elektrische Leitungen und Kabel. Beschichtungen auf Silikonbasis dienen auch dazu,
Nylonstoffe luftundurchlässig und UV-beständiger zu machen. Beispielsweise für Segel oder Gleitschirme.

Eine Spezialanwendung ist das Plastination genannte Konservierungsverfahren, wobei das Wasser in den Zellen von biologischen Objekten durch
Silikonharz ersetzt wird, das anschließend mit einem „Gashärter“ ausgehärtet wird. Dieses Verfahren ermöglichte so auch die Ausstellung
Körperwelten.

Silikonharz



Die gewöhnlich in der Technik verwendeten Silikonharze sind vernetzte Polymethylsiloxane oder Polymethylphenylsiloxane, deren Elastizität und
Wärmebeständigkeit mit dem Gehalt an Phenylgruppen steigt. Reine Methylsilikonharze sind relativ spröde und mäßig wärmebeständig. Die
Dauerwärmebeständigkeit von Silikonharzen ist hoch (180–200 °C), die günstigen dielektrischen Werte sind bis 300 °C weitgehend
temperaturunabhängig. Ein Methylphenylsilikonharz kann 10.000 Std., ein Epoxid- oder Alkydharz dagegen nur wenige Std. bei 200° beansprucht
werden.

Silikonharze gelangen gewöhnlich in vorkondensierter Form in den Handel. Werden sie zu Lacken verarbeitet, löst man sie in organischen
Lösungsmitteln. Zum Teil werden sie auch mit organischen Harzen, z. B. Alkyd- und Polyesterharzen kombiniert. Als Silikonkombinationsharze
bezeichnet man auch Copolymerisate aus niedermolekularen, hydroxyfunktionellen Silikonen mit Polyestern, Alkyd- und Acrylharzen, die zu
sogenannten Silikonemail, einer dekorativen, hitzebeständigen Beschichtung für Küchengeräte etc. verarbeitet werden. Zur Erzeugung von
Pressmassen und Laminaten werden Silikonharze mit geeigneten Füllstoffen wie Glasfasern, Quarzmehl, Glimmer usw., ggf. auch Farbpigmenten
abgemischt. Da Silikonharze generell mit Hilfe von Kondensationskatalysatoren und bei erhöhter Temperatur kondensiert (gehärtet) werden müssen,
kann man sie den Einbrennharzen zuordnen. Bei Temperaturen zwischen 250 °C und 600 °C zersetzt sich das Silikonharz unter Bildung von
Kieselsäure. Diese gibt ggf. mit den beigemischten Pigmenten (Zinn, Aluminium) einen beständigen, korrosionsschützenden Oberflächenfilm, z. B.
zum Rostschutz bei Auspuffrohren. Mit gelösten oder pulverförmigen Silikonharzen oder Silikonaten wie Natriummethylsilikonat
[H3C–Si(OH)2ONa] werden Mauern wasserabweisend gemacht, ohne deren Poren zu verstopfen und die Atmung zu behindern. Mit letzterem entsteht bei
Einwirkung von Säuren (atmosphärischer Kohlensäure genügt) ein vernetztes Silikon (und Natriumcarbonat). Weiterhin finden Silikonharze
Einsatz als wirksame Additive in Entschäumern.

Fluorsilikone:

Fluorsilikone sind temperatur- und oxidationsbeständige Silikone, bei denen die Methyl- durch Fluoralkylgruppen ersetzt sind. Die Fluorsilikone
haben hohe Oxidations- u. Chemikalienbeständigkeit, sind unlöslich in Wasser, Kohlenwasserstoffen und Chlorkohlenwasserstoffen, beständig
zwischen -60 und +290 °C, in Form von Ölen, Fetten, Pasten und dergleichen erhältlich. Sie werden vor allem als Schmiermittel für extreme
Temperaturen, Entschäumer, Kompressorenöle, Hydrauliköle und Dämpfungsmedien verwendet.

Herstellung:
Ausgangsmaterialien zur Herstellung sind staubfein gemahlenes Silicium (Si) und Methylchlorid (CH3Cl). Diese werden unter Verwendung von Kupfer
als Katalysator bei ca. 300 °C in Fließbettreaktoren zu Methylchlorsilanen umgesetzt (Müller-Rochow-Synthese). Durch fraktionierte
Destillation werden die Methylchlorsilane getrennt in:

* Trimethylmonochlorsilan (CH3)3SiCl
* Dimethyldichlorsilan (CH3)2SiCl2
* Methyltrichlorsilan CH3SiCl3
* Tetramethylsilan (CH3)4Si
* Tetrachlorsilan SiCl4

Prinzipiell gleichartig verläuft die Synthese der Chlorphenylsilane (Phenylchlorsilane) aus Silicium und Chlorbenzol in Gegenwart von Kupfer
oder Silber.

Durch Hydrolyse der Organochlorsilane bilden sich Silanole, welche bei erhöhter Temperatur und in Gegenwart von Katalysatoren direkt oder nach
Überführung in Cyclosiloxane zu dem gewünschten Endprodukt polymerisiert werden. Für die Herstellung spezieller Silikone finden auch die
Addition von Silanen oder Siloxanen mit Si–H-Bindungen an ungesättigten Kohlenwasserstoffe (Hydrosilylierung), die Substitution von
Chloratomen durch Grignardreagentien oder andere Metallorganyle sowie die Substitution von siliciumgebundenen Wasserstoffatomen technische
Anwendung.

Silikonharze werden durch hydrolytische Kondensation verschiedener Silicium-Vorläufer hergestellt. Erste Produktionsverfahren wurden
Natriumsilikat und diverse Chlorsilane als Ausgangsmaterialien verwendet. Obschon diese Stoffe sehr günstig sind, erwies sich die Kontrolle der
Reaktionsprodukte als sehr schwierig. Neuere Prozesse setzen weniger reaktives Tetraethylorthosilikat (TEOS) oder Ethylpolysilikate sowie
verschiedene Disiloxane als Startmaterialien ein.

Gießharze lassen sich durch radikalische Pfropfcopolymerisation von Silikonen mit Styrol, Acrylnitril, Vinylacetat und anderen Olefinen
herstellen.

*Quellenangabe


www.Silikonversiegelung.de